War es nicht eine, von den Dichtern und Philosophen der deutschen Romantik, von Novalis, Tieck und Friedrich Schlegel zuerst gedachte Vorstellung, die Welt "romantisieren" und "poetisieren" zu wollen? Die Welt müsse romantisiert werden, das heißt ihr einen geheimnisvollen Anschein zu geben. "Progressive Universalpoesie" (F. Schlegel), in der Philosophie, Poesie und Prosa verschmelzen, "das Leben und die Gesellschaft poetischer machen", das waren die literarischen Utopien dieser Zeit. Dieser poetischen Weltsicht fühlt sich der Verlag Casanomade verpflichtet und will, davon ausgehend, unsere heutige Welt in unterschiedlichen Facetten neu beleuchten und dokumentieren. Das "Casa" hat eine italienische und, noch allgemeiner, südliche Orientierung. Es bedeutet "Haus" oder "Zuhause". In der heutigen Sprache assoziiert der literarisch interessierte Mensch aber auch das "Verlagshaus" mit "Casa", wie die "Casa Editrice", im berühmtesten Fall die Casa Einaudi, der Literaturverlag Italiens schlechthin, der Verlag der Dichter Cesare Pavese und Alda Merini. Im "Nomaden" ist das unstete Lebensgefühl unserer Zeit, das permanente Unterwegssein in Räumen und digitalen Welten, das Reisen als Prinzip des Lebens mit einem Wort umschrieben. In dieser Grundausrichtung des Verlags ist die Affinität zur Reise und ihrer Kulturgeschichte, zum Reisen als kultureller Tätigkeit von essentieller Bedeutung: das Entdecken und Aufdecken neuer Horizonte, neuer Kulturen, neuer Stadtlandschaften. Wir wollen erlebte Reisegeschichten, Geschichten von reisenden oder weitgereisten Autoren und Autorinnen, poetische Berichte von vergangenen oder zukünftigen Reisen veröffentlichen, keine protokollarischen oder einseitig politisierenden Reisereportagen journalistischer Machart. Die Reisekultur aufzuwerten bedeutet für uns, dem sensibel, Land und Leute beobachtenden, der Alltagskultur, dem Zusammenleben der Menschen in einem fremden Land aufgeschlossenen, essayistisch reflektierenden Reisebericht eine Stimme zu geben. Reisen schafft Kultur und Kultur generiert unaufhörlich neues Reisen. Es ist eine kreative Existenzform, die neue Ideen und Gedanken, neue Geschichten und Gedichte hervorbringt, die, weil sie sich aus vertrautem Terrain heraus in unbekannte, erst zu entdeckende Gebiete und Regionen wagt, einen expansiven Drang entfaltet, der häufig die Voraussetzung ist für das Schreiben von neuen Texten. Diese Texte, die etwas von den verzauberten Augenblicken des immer reisenden, auch in seinen imaginären Gedankenwelten unterwegs-seienden, modernen Nomaden, sei es Stadt-,Kultur- oder Cybernomaden, vermitteln, sollen in der Casa ein Zuhause haben. Es verlangt schon eine beträchtliche Kraftanstrengung, aus der täglichen, oft lähmenden Routine des Alltags auszubrechen, sich von den überbordenden Daten- und Informationsströmen abzutrennen und neuen Ufern entgegenzugehen, sich von bequemen Wahrnehmungen zu lösen und eigenständige Wege einzuschlagen. Im Sinne einer progressiven Emanzipation möchten wir dazu ermuntern, sich beim Lesen der Texte auf Reisen zu begeben und sich auf ungewöhnliche Abenteuer einzulassen.